Freitag, 17. Februar 2017

Was ist eigentlich wirklich gesunde Ernährung?

Gesunde Ernährung heißt für mich vor allem bewusste Ernährung, intuitives Essen und Genuss. Es gibt so viele Theorien darüber, was gesund ist und was nicht. Einige sprechen klar für Fleisch die anderen dagegen. Dann gibt es die Theorie, dass tierische Produkte generell ungesund sind und nur Pflanzliches gut ist. Andere sagen, dass auch Getreide nicht gut für unseren Körper ist, obwohl das ja klar zur pflanzlichen Ernährung zählen würde. Es gibt basische Ernährungsmodelle, Vollwertkost, Low-Carb und was weiß ich noch nicht alles. Alle basieren darauf, dass dies oder jenes gut für uns ist und anderes dagegen nicht.

Bei all dem Wirrwarr muss klar sein, dass ein jeder von uns ein Individuum ist. Was für den einen richtig ist und damit auch gesund, muss für den anderen noch lange nicht passen. Nicht für jeden ist basisch gut, nicht für jeden ein Fleischverzicht. Es gibt in allen Sparten von Ernährungsstilen kranke und gesunde Menschen. Es gibt nicht DAS Richtige für alle. 

Die Medien sind voll davon. Iss jeden Tag 5 Bananen und mit deinem Körper wird ein Wunder geschehen. Iss jeden Tag 2 Avocados und du wirst nie wieder das und das haben. Iss nie wieder Zucker und du bist frei von dem und dem. Das alles hat mit Individualität nichts zu tun und mit Genuss schon gar nichts. Das Essen wird zum Instrument für gewünschte körperliche Ergebnisse.
Dazu kommt, dass Ernährung EIN Baustein von vielen ist. Ich glaube und fühle, dass keine Krankheit ausschließlich von falscher Ernährung kommt. Dazu ist das Wesen Mensch viel zu komplex. Die Psyche mit all ihren Schichten spielt ebenso eine Rolle bei Krankheiten und körperlichen Symptomen, genauso wie unser gesamtes Energiesystem.

Ich habe mich schon vor längerem einmal mit einer Französin unterhalten, die seit einigen Jahren in Deutschland wohnt. Sie wunderte sich sehr, dass es trotz der vorwiegend gesunden Ernährung der Deutschen, die so akribisch auf alles Mögliche achten, Diäten machen und Kalorien zählen, so viele Übergewichtige und Kranke gibt. Die Franzosen dagegen, denen ihr Baguette aus Weißmehl, das fettige Croissant ebenfalls aus Weißmehl, Olivenöl, Kaffee und vieles mehr, was hierzulande als ungesund gilt, heilig ist, sind dagegen eher schlanker und gesünder. So ihre Beobachtungen und Einschätzungen. Sie bemerkte einen ganz wesentlichen Unterschied. Der Franzose genießt nach ihrer Auffassung das alles. Er zelebriert das morgendliche Croissant mit Kaffee als Frühstück regelrecht. Es ist Teil einer Kultur und Lebensphilosophie. Sicherlich gibt es auch hier Ausnahmen und ich möchte das nicht auf alle Deutschen und alle Franzosen gleichermaßen ausweiten. Aber ein wesentlicher Unterschied in der allgemeinen Esskultur scheint wohl dennoch zu bestehen. 

Ich glaube das Genuss und Liebe zum Essen ganz enorme Faktoren sind. Ich glaube, dass alles, was wir mit Hingabe und Liebe verzehren, uns einfach nur guttun kann, dass wir damit auch die Qualität der Speisen erhöhen, einfach in dem wir es uns schmecken lassen, ganz beim Essen sind, ganz bei uns sind und mit jeder Faser unseres Körpers das genießen, nach was uns gerade ist.

Pflanzen haben Bewusstsein. Das hat Cleve Backster in seinen Versuchen ganz hervorragend deutlich gemacht. Sie reagieren auf ihre Umwelt, können die Gedanken und Absichten von Menschen erkennen und reagieren sofort.[1] Dass sich Liebe und Aufmerksamkeit also positiv auf Pflanzen auswirkt, ihr Wachstum und auch ihren Ertrag, ist also bewiesen. Pflanzen haben ein Bewusstsein, Nahrung hat ein Bewusstsein, alles hat ein Bewusstsein.  Für mich ist es daher auch wahr, dass sich diese Zuwendung auch auf den Nährstoffgehalt auswirkt und die Bekömmlichkeit für den Körper. Meiner Ansicht nach wirkt diese Aufmerksamkeit und Liebe auch noch nach der Ernte. Nämlich wenn wir entsprechend mit Liebe und Zuwendung kochen und auch essen. Eine Mahlzeit, die mit Liebe gekocht wurde, schmeckt einfach anders, als das gleiche Gericht, das in Massenproduktion lieblos zubereitet wurde, auch wenn es genau die gleichen Zutaten enthält. 

Durch meine Krankheit habe ich gelernt extrem auf meinen Körper zu hören. Ich bemerkte, dass mir manche Nahrungsmittel einfach nicht mehr gutgetan haben und andere dagegen sehr. Früher habe ich gerne Wein und Bier getrunken, auch mal einen Schnaps. Das ging quasi von heute auf morgen nicht mehr. Ich konnte es nicht mehr haben und hatte eine regelrechte Abneigung. Gerade die Leber und die Galle müssen Überstunden machen, wenn Alkohol zu verdauen ist. Mein Körper hatte in der Zeit mit sich schon genug zu tun und konnte Alkohol nicht auch noch gebrauchen. Das Ganze war aber keine Kopfentscheidung, weil es bei der Erkrankung der Galle eben vernünftig ist, nichts mehr zu trinken, sondern es war eine komplette Bauchentscheidung. Mir war einfach nicht mehr danach und ich ließ es ganz von alleine, musste mich nicht dazu zwingen. 

Auch hatte ich z. B. plötzlich ein großes Verlangen nach Walnüssen. Ich mochte Walnüsse bis dahin nicht wirklich und auf einmal aß ich sie regelmäßig und mit Genuss. Irgendwann las ich dann mal, dass Walnüsse total gut für die Leber sind. Auch hier wieder eine Bauchentscheidung. Seither hat es sich bei mir eingebürgert, dass ich vor jeder Mahlzeit oder besser immer dann, wenn ich Hunger habe, genau reinspüre, nach was mir ist und was meinem Körper jetzt guttut. Ich stelle mir vor, wie es sich anfühlt, das Nahrungsmittel jetzt zu essen. Mein Körper reagiert sofort und sendet mir klare Signale, ob es passt oder nicht. Kaffee habe ich z. B. eine Zeit lang auch nicht vertragen. Ich hatte zwar unheimlich Lust darauf, aber beim Gedanken, einen Kaffee zu trinken, zog sich mir der Magen zusammen. Also habe ich es meistens gelassen. Habe ich mich dann doch mal zu einem Kaffee hinreißen lassen, habe ich tatsächlich Bauchweh bekommen. Mein Körper sagt mir also ganz klar schon vor dem Verzehr, ob es mir bekommt oder nicht. 

Für mich passt die Vollwertkost richtig gut. Vollkornprodukte, möglichst naturbelassene Nahrung, wenig bis keine Zusatzstoffe. Selbst kochen, ohne Fertigprodukte ist mir wichtig. Auf Fleisch verzichte ich weitestgehend. Allerdings gibt es immer wieder Phasen, in denen es mich total an ein Steak zieht oder an Wurst. Wenn gegrillt wird, komme ich daran nicht vorbei. Und dann esse ich das auch, ganz bewusst. Ich genieße es und bedanke mich innerlich bei dem Tier, das dafür sein Leben gelassen hat. 

Ich achte darauf, dass Eier aus Freilandhaltung sind, dass die Milch von Weidekühen kommt. Aber nicht, weil ich glaube, dass das der einzig richtige Weg ist. Sicher gibt es auch ganz viele Gründe, die dafür sprechen, gar keine tierischen Produkte zu essen. Ich tue es, weil es für mich passt und stimmig ist, weil ich z. B. Milchprodukte total mag und immer das Gefühl habe, dass ich damit MEINEM Körper etwas Gutes tue. Und alles, was ich zu mir nehme, soll so natürlich wie möglich sein und zu mir passen, für mich passen, für die Bedürfnisse, die mein Körper gerade hat. Aus Vernunft will ich nicht essen, sondern aus Liebe zu mir und zur Welt. 

Feste Essenszeiten gibt es bei mir auch nicht mehr. Ich bin mit dem Modell groß geworden „aufstehen, sofort frühstücken, warmes Mittagessen zwischen 12 und 13 Uhr, kaltes Abendessen gegen 18 Uhr“. Umso bewusster ich mir meiner Bedürfnisse und meines Rhythmus‘ wurde, umso deutlicher merkte ich, dass das so gar nicht zu mir passt. Eine Zeit lang habe ich mich noch gezwungen, daran festzuhalten, weil man das ja so macht. ;) Aber irgendwann ging es dann gar nicht mehr. 

Heute sieht mein Rhythmus ganz anders aus. Wenn ich aufgestanden bin, gibt es erstmal in aller Ruhe einen Tee, Wasser oder manchmal auch einen Kaffee. Je nachdem, nach was mir gerade ist. Dann werde ich erstmal aktiv, mache dies und jenes und wenn ich dann irgendwann mal Hunger bekomme, was meist erst gegen Mittag ist, dann „frühstücke“ ich genüsslich. Frühstücksbrei mit Früchten, Vollkornbrot mit Käse oder auch mal ein total leckeres Croissant mit Butter. Je nach Belieben und Appetit, immer das, auf was ich am allermeisten Lust habe. Nachmittags gibt es dann einen Snack oder einen Smoothie. Und abends, manchmal auch erst um halb neun, wird dann gekocht und warm gegessen, meistens mit ganz viel Gemüse. Wenn ich mal Chips möchte, dann esse ich welche und zwar mit ganz viel Genuss. Wenn mir nach Kuchen ist, esse ich auch den und richtig – mit ganz viel Genuss! Ich wiege mich nicht, ich zähle keine Kalorien, ich lebe und spüre mich und meine Bedürfnisse.

So passt das für mich am besten. Essen immer dann, wenn ich wirklich Hunger habe und das, was mir mein Körper signalisiert, was mir gerade guttut. Mir nichts verbieten und alles in vollem Bewusstsein genießen.

Ich glaube, das Schlimmste, was wir tun können, ist Dinge mit schlechtem Gewissen zu tun. Schokolade essen und dabei denken, dass man das jetzt eigentlich nicht tun sollte, weil es dick macht oder weil es schlecht für die Zähne ist, ist absoluter Humbug. Entweder ich esse die Schokolade aus Überzeugung und mit vollem Bewusstsein und mit Genuss, oder ich lasse es ganz, weil richtig schmecken tut sie mit dem schlechten Gewissen ja auch nicht. Ich kann sie nicht genießen. Mit schlechtem Gewissen in den Discounter zu gehen, weil man ja eigentlich besser zum Biobauern fahren sollte, ist auch Quatsch. Du tust es ja trotzdem, ich übrigens auch, also tue es mit erhobenem Kopf, weil DU deine Gründe dafür hast oder auch eben nur, weil es bequemer für dich ist. Punkt! Sei einfach du und mach das, was für DICH passt. Niemand anders muss das verstehen oder gutheißen. Jeder darf so sein, wie er ist und das tun, was er für richtig hält. Wenn das jeder jedem und vor allem sich selbst zugesteht, ist die Welt schon um einiges friedlicher. Und man wird ja nun wirklich nicht nur vom Essen dick...

Nehmen wir mal das Argument, man sollte lieber vegan essen, weil es nicht sein kann, dass für meine Nahrung Tiere sterben müssen. Das Ding ist doch, dass ja nicht nur dann Tiere sterben müssen, wenn wir Fleisch essen wollen. Selbst für die Nahrung eines Veganers sterben Tiere. Wer denkt denn an all die Tiere, die im und auf dem Boden leben, auf dem z. B. das Getreide angebaut und geerntet wird? Würmer, Larven, Käfer, Maulwürfe, Mäuse… Davon sterben so viele. Manche behaupten sogar, dass in der Masse für ein einziges Brot mehr Tiere sterben als für ein Steak. Könnte sein, oder?

Ein weiteres Beispiel der zwei Seiten ist, dass im Allgemeinen von Gegnern der Milchprodukte angeführt wird, dass es unnatürlich wäre, die Kuh weiter zu melken, wenn das Kalb keine Milch mehr braucht und diese Milch für den Menschen zu verwenden. In dem Buch „Unterwegs in die nächste Dimension – meine Reise zu Heilern und Schamanen“ von Clemens Kuby erzählt der Autor, dass er ein Volk besucht hat, das so engen und liebevollen Kontakt zur Natur hat, dass wildlebende Rinder freiwillig ins Dorf des Volkes kommen, um sich melken zu lassen. Zwischen Dorfbewohnern und Tieren besteht eine innige geistige Verbindung, die auf gegenseitigem Respekt beruht und so funktioniert das Ganze. Hier ist es also natürlich, dass die Kühe gemolken werden. Kann es dann „schlecht“ sein, diese Milch zu verzehren? 

Es gibt zu allem, immer zwei Seiten, für alles ein Für und Wider. Deswegen mach doch einfach das, was sich für dich am besten anfühlt. Die Welt mit ihren Systemen und Zusammenhängen ist so vielschichtig und komplex, dass wir meist nur einen Bruchteil davon wahrnehmen und in unseren Überlegungen in Betracht ziehen können. Der beste Indikator für das „Richtige“ ist deshalb immer das Bauchgefühl, die Intuition. Sie liegt immer richtig. Für jeden Einzelnen gibt es in jedem Moment genau das Richtige an Nahrung und das, was am besten in sein derzeitiges Energie- und Wertesystem passt.

Ich wünsche dir einen guten Appetit! ;)

Herzensgrüße
Anja