Freitag, 26. Mai 2017

Verrückt, einfach nur ver-rückt

Was mich umtreibt? So vieles…

Da ist dieser Freund, der ständig zwischen den Welten schwebt  und in jeder Minute alles passieren könnte. Er könnte heilen, er könnte seinen Körper verlassen. Sein hin und her zwischen „Ja, ich schaffe es.“ und „Scheiße, ich hab keine Kraft!“ kommt direkt bei mir an. Es macht mich schier wahnsinnig, dass ich nicht mehr tun kann, als für ihn mit an ihn zu glauben. Tief in mir fühle ich, was möglich wäre, wenn er den Schöpfer in sich entdecken würde und dann muss ich mit ansehen, dass er ihn nicht findet. Immer mal wieder erinnert er sich an seine Macht, nur um dann in der nächsten Minute wieder aus diesem Wissen und dem Feld der Erinnerung herauszufallen. Ständig nehme ich mein Handy in die Hand, frage mich warum, denn es gibt eigentlich keinen richtigen Grund. Dann stelle ich fest, dass ich auf diese eine Nachricht warte. Ich warte auf die Nachricht seiner Auferstehung, die ich so deutlich fühlen kann in seinem Feld. Diese Möglichkeit besteht. Aber wählt er sie? Das ist das eine, was mich gerade ziemlich unruhig sein lässt. 

Dann strömen Energien ein, die ich überhaupt nicht benennen kann. Irgendwas tief in mir wird verändert. Ich verändere mich. So vieles, was ganz lange zu mir gehört hat, bin ich nicht mehr. Da ist die Angst vor Gewitter, die ich immer als mir zugehörig sehe seit ich denken kann. Und neulich stelle ich fest, dass das gar nicht mehr stimmt. Ich stehe in einem Park auf einer großen freien Fläche, rings um uns nur Bäume und sonst nichts. Also keine gute Möglichkeit, sich unterzustellen und in Sicherheit zu bringen, falls nötig. Es zieht ein Gewitter auf, wir sehen es nahen. Und ich stehe auf dieser Wiese mit all den anderen, spiele Kubb, sage noch, dass ich voll der Schisser bin bei Gewitter und merke dann, dass ich keine Angst mehr habe. Ich bekomme ganz unverhofft und viel zu früh mitten in einem Wochenendtrip meine Tage und es juckt mich nicht die Bohne, denn ich weiß, dass ich am nächsten Tag trotzdem die Stadt besichtigen werde und es mir gut geht. Und so war es auch. Früher lag ich drei Tage lang nur im Bett und konnte gar nichts mehr, dann entdeckte ich die freie Menstruation, arbeitete im geistigen an den Themen, die mit der Gebärmutter und den Regelschmerzen sichtbar wurden und es wurde besser und besser. Und nun stehe ich da und das ganze läuft mal eben nebenbei, im wahrsten Sinne des Wortes. 😉 

Das Leben hat so an Tempo zugelegt und ich habe irgendwie kaum Luft zu atmen so dicht drängen sich die bewegenden Momente. Früher wäre ich verzweifelt, hätte Bauchschmerzen bekommen und mir einen Kopf gemacht. Heute packe ich noch ein Treffen dazwischen, weil ich weiß und fühle wie wichtig das gerade für mich ist und dass es einfach falsch wäre, dieses Treffen abzusagen. Die Wirkung dieser Begegnung hat mich im meinem Handeln bestätigt und meinem Bauch geht es gut. Gerade bin ich wieder unterwegs, wieder ein langes Wochenende. Früher hätte ich keinen Schritt ohne meine Handtasche gemacht, keinen Schritt ohne meine homöopathischen Mittel, ohne Schmerzmittel, Tampons, Nagelfeile und was sich in der Handtasche einer Frau noch so anhäuft. Heute gehe ich los, stecke mir ein Taschentuch in die eine Hosentasche und etwas Geld in die andere und gehe los. Mein Partner schaut mich ganz entgeistert an. So kennt er mich gar nicht und ich mich auch nicht. Aber es tut so gut, mit leichtem Gepäck zu gehen und einfach zu vertrauen. Ich bin nicht mehr die, die ich noch vor kurzem war und schon gar nicht mehr die, die ich vor ein paar Jahren war. Alles, was ich so lange als mir zugehörig erlebt habe, darf hinterfragt werden. Ich habe Angst vor Gewitter. Stimmt das wirklich? Nein, das ist nicht mehr meine Wahrheit. Wenn ich meine Regel habe, falle ich mindestens zwei Tage aus. Stimmt das wirklich? Nein, das bin ich nicht mehr. Und so weiter und so fort. Es lohnt sich so sehr, sich immer und immer wieder zu hinterfragen. Gerade in dieser verrückten Zeit jetzt. Es wandelt sich so viel und so schnell, dass wir gar nicht mehr hinterherkommen. Der April wollte und wollte nicht zu Ende. Das Alte war nochmal so sehr präsent, es war zäh und irgendwie dunkel. Und nun rennt der Mai nur so an mir vorbei und ist schon fast wieder um, da hab ich noch nicht mal bis drei gezählt. Ein Wimpernschlag und in der Fülle der Ereignisse, Begegnungen und Erkenntnisse nicht zu übertreffen (grins… wahrscheinlich wird der sehr wohl übertroffen und eigentlich weiß ich das auch…). 

Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich die letzten Tage dasitze, einfach nur mit dem Kopf schüttel und sage: „Verrückt!“. Verrückt. Dieses Wort trifft es am allerbesten. Es ist alles ver-rückt, nicht mehr an der gleichen Stelle, hat sich verschoben und verändert. Der Wandel ist für mich in vollem Gange und gerade fällt mir ein, dass ich euch noch gar nicht erzählt habe, dass selbst mein Konto gerade überfließt und ich seit gefühlten Jahren mal wieder shoppen gegangen bin, alleine, nur für mich, dass ich endlich meine Großzügigkeit voll und ganz ausleben kann, dass ich verschwenderisch bin, weil ich es will und weil auch das zu meiner neuen Persönlichkeit gehört. Genuss, Großzügigkeit, unverschämt leben. 

All das will verdaut werden, genossen werden, verinnerlicht. Und so sehe ich zu, dass ich in all dem Galopp doch immer mal wieder ein paar Stunden habe, in denen ich einfach nur sitze und atme und staune und mit dem Kopf schüttel und denke: „Verrückt!“.

Zu dieser Verrücktheit passen auch Fliegen, die Saftblasen machen. ;)
Foto: Anja Reiche