Montag, 18. Dezember 2017

Ein Sortierungsversuch

Ich versuche nun mal das fast Unmögliche - mich sortieren und in Worte fassen, was da los ist die letzten Tage und Wochen.

Immer wieder wollte ich mich hinsetzen und schreiben oder ein Video aufnehmen, aber irgendwie war es dann doch nicht dran, weil schon wieder etwas anderes präsent war. Ich erlebe die letzten Wochen als unheimlich krass, reinigend, die Emotionen fahren Achterbahn, so viele alte Themen kommen hoch und wollen erlöst werden. Es fühlt sich wie ein enormer Hausputz an, den ich in der Intensität nur selten erlebt habe. Dinge werden klar und bewusst, zig innere Kinder kommen angelaufen und wollen Heilung, immer wieder werde ich getriggert durch meinen Partner, durch meine Familie und immer, wenn das passiert, schaue ich mir zu und merke: "Das bin ich nicht mehr!  Die, die da so extrem reagiert und in alten Mustern läuft, das bin ich nicht mehr."

Irgendwie schaue ich mir generell die letzte Zeit total viel zu. Ich bin zwei Personen gleichzeitig. Einmal die, die das alles erlebt und heftig fühlt und dann die, die mich dabei beobachtet und in sich einen tiefen Frieden trägt und weiß, dass das jetzt alles genau richtig ist.

Ich lebe zurückgezogen wie schon lange nicht mehr. Sämtliche Termine im Dezember hab ich abgesagt. Ich bin einfach nur zu Hause, bei mir und spüre, fühle, existiere, atme und beobachte. Im Moment kann ich überhaupt nichts planen und ich will auch überhaupt nichts planen. Ich weiß ja noch nicht mal, was die nächsten fünf Minuten passiert. Früher wäre mein Verstand wahrscheinlich total durchgedreht. Gerade kann ich mir das alles super zugestehen. Ich bin versorgt. Es ist alles gerade richtig so, wie es eben ist. Ich BIN einfach und das reicht total. Ich lebe im Moment und von Moment zu Moment, gestehe mir alles zu. Lange im Bett liegen, spät ins Bett gehen, viel lesen, schöne Filme schauen, keine Termine haben, Nachrichten nicht beantworten oder nur knapp, maulfaul sein und generell faul sein, nicht putzen oder nur, wenn ich wirklich Lust habe, Unordnung sein lassen und fühlen, fühlen, fühlen, fühlen.

Dieser Advent hat es wirklich in sich. Es ist ein Zugehen auf etwas, ein Zugehen auf mich, auf mein Licht. Ich komme mir noch näher, werde geführt von einem Stern, in mir. Er leuchtet meinen Weg und sorgt für diesen tiefen Frieden. Ich sehe ihn - sehe mich - und weiß, dass alles gut ist. Ich bin auf dem richtigen Weg. Wie viele Täler und Berge, Wiesen und Wälder und vielleicht unwegsames Gelände ich noch durchqueren muss, um bei mir anzukommen, weiß ich nicht. Und es ist auch gar nicht wichtig. Da ist dieser Stern, da bin ich und ich werde mir wieder noch näher kommen. Das ist Fakt und was dafür getan werden will, gefühlt werden will, erlebt werden will, das wird getan, gefühlt, erlebt, auch wenn es manchmal unangenehm ist. Eine andere Option gibt es für mich nicht. Ich bin einfach für mich da, weil ich mich jetzt brauche.

Foto: Anja Reiche