Mittwoch, 19. August 2015

Zum Durchhalten aufgerufen

Vorhin habe ich mich wieder dem Mangelgefühl gewidmet. Ich spürte, dass es nochmal Aufmerksamkeit brauchte. Also setzte ich mich hin und ging wieder ganz in das Gefühl, nahm Kontakt auf zu der kleinen Fledermaus, als die sich das Mangelgefühl neulich gezeigt hat. Sie fühlte sich abgelehnt, wollte gar nicht her zu mir kommen, denn niemand wollte sie je da haben. Wieso sollte das plötzlich anders sein? Ich spürte die tiefe Traurigkeit der Fledermaus, meines Mangelgefühls. Sie war einsam, wurde von niemandem gemocht. Klein und zerbrechlich stand sie vor mir. Als ich ihr die Hand hinstreckte, schaute sie ungläubig. Zögerlich kam sie auf mich zu, nahm meine Hand. Ich fühlte eine unbändige Liebe für dieses verschreckte, abgelehnte Wesen, mein Herz wurde ganz weit und überschüttete die Fledermaus mit Zuneigung. Wir hatten in diesem Moment eine innige Verbindung. Sie merkte, dass ich es absolut ernst meinte und sie wirklich da haben wollte. Dann wandte sich die Fledermaus um und war im Begriff zu gehen. Ich fühlte den nahenden Abschied und er schmerzte. Tatsächlich hatte ich das Mangelgefühl in mein Herz geschlossen, es akzeptiert und angenommen und konnte gar nicht glauben, dass es jetzt gehen wollte. Ich fragte, wo sie denn hinwollte, die Fledermaus. Sie sagte mir, dass sie jetzt gehen würde, um die Fülle zu holen. Dann war sie weg.

Eine zeitlang war ich alleine und wartete. Plötzlich tauchte ein Kamel vor mir auf. Ich war sofort von ihm fasziniert und streichelte es. Es hatte eine wunderbare Energie. Dennoch zweifelte ich, ob dieses Kamel wirklich die Fülle verkörperte. Ich betrachtete es und versuchte zu erkennen, was dieses Tier mit Fülle zu tun hatte, lebte es doch vorwiegend in der Wüste. Da sah ich es plötzlich in einer Oase liegen. Völlig zufrieden, mit allem versorgt, was es braucht. Alles wucherte üppig grün, die Sonne schien, es gab Wasser im Überfluss. Konnte es doch die Fülle darstellen?

Ich hatte das Gefühl, dass wir aufbrechen mussten, setzte mich auf den Rücken des Kamels und wir zogen los. Wir ritten hinaus aus dieser wunderbaren Oase hinein in die Wüste. Mit dem Kamel fühlte ich mich total sicher. Ich wusste, dass das schon alles so passte. Ganz gemächlich, aber zielstrebig, trotteten wir dahin. Plötzlich lagen da meine Kontoauszüge im Wüstensand. Das Kamel trat unbeirrt drauf und lief weiter. Ich protestierte, doch das Kamel meinte zu mir, dass die Kontoauszüge lediglich das widerspiegelten, was ich bisher über Geld dachte. Was ich heute über Geld denke, kreiert meine Kontoauszüge von morgen. Also wären die alten nichts als Schall und Rauch. Ich kann mich jeden Moment dazu entscheiden, anders zu denken, bin von Fülle immer nur einen Wimpernschlag, einen Gedanken entfernt. Das klang logisch und ich konnte die zertrampelten Kontoauszüge mit gutem Gefühl im Wüstensand zurücklassen. Das Kamel sprach weiter zu mir und meinte, dass ich einen eisernen Willen habe und mich durch nichts von meinem Weg abbringen ließe. Das gefiel ihm. Das Tier kam mir vor, wie ein sehr weises Wesen. Es wusste mehr als ich und war sich seiner Aufgabe in meinem Leben total sicher. Wir zogen weiter und kamen an einen prächtigen, orientalischen Palast. Ich stieg ab und das Kamel sagte mir, dass der Palast mir gehören würde. Überrascht sah ich es an und fragte, wie das sein konnte. Der Palast habe mir schon immer gehört, ich hätte es nur vergessen. Das musste ich erst einmal verdauen und setzte mich auf die Stufen, die zum Hauptportal hochführten. Da saß ich nun in all meinem Reichtum und konnte es gar nicht fassen. Ich hatte noch gar keinen Zugang dazu. Plötzlich war mir klar, dass ich in einem früheren Leben ein Armutsgelübde abgelegt hatte.

Im 15. Jahrhundert war ich ein mächtiger Mann, reich und einflussreich. Doch zu meinem Volk war ich widerwärtig. Ich ließ die Menschen schuften und hungern, während ich in Saus und Braus lebte. Das Volk rächte sich eines Tages an mir und brachte meine Frau und mein Kind um. Sie nahmen mir das Liebste. Ich war so verletzt und verzweifelt durch diesen Verlust, dass ich all meinen Besitz hergab und ins Kloster ging. Ich wollte nie wieder reich sein, dachte ich doch, dass Reichtum nur zu Unglück führte. In dieser Rückführung wurde mir jedoch klar, dass nicht alleine das Geld für das Unglück zuständig war, sondern meine Art mit dem Reichtum umzugehen. Geld ist Geld und Macht ist Macht, die Frage ist, wie ich beides jeweils einsetze. Ich sah nun all die Bürger vor mir, die ich so schlecht behandelt hatte. Sie vergaben mir und sagten, dass ich den Reichtum nicht vertäufeln sollte, sondern besser achtsam und wohlwollend, dienlich damit umgehen sollte.

Da war ich wieder zurück auf der Treppe vor meinem Palast und konnte mich nun wirklich an all dem Besitz freuen. Er war nicht schlecht und er brachte auch kein Unglück. Mein erster Impuls war, dass all die Bewohner von meinem Reich großzügig Geld und Essen von mir bekommen sollten. Ich wollte den gleichen Fehler nicht zweimal machen. Doch ich merkte schnell, dass das auch nicht der richtige Weg war. Viel besser und vor allem notwendiger, wahrer und wichtiger war es, all den Menschen zu helfen, selbst in ihre wahre Größe zu kommen. Ihnen zu helfen, dass sie sich wieder daran erinnern, dass sie selber Macht haben und reich sind, vor allem innerlich. Ich soll den Menschen helfen, aufzustehen und ihr eigener König zu sein, ihren eigenen Palast zu entdecken.

Nach dieser Meditation saß ich noch eine ganze Zeit tief bewegt da und ließ das alles auf mich wirken. Unfassbar, was sich alles zeigt, wenn man nur hinschaut. Und während ich das schreibe, habe ich Gänsehaut und weiß einmal mehr, dass das genau so richtig ist. Genau darum bin ich wirklich hier. Ich soll den Menschen helfen, aufzustehen und ihr eigener König zu sein. WOW!!!!

Das Kamel, das mir in dieser Meditation begegnet ist, ist wieder ein schamanisches Krafttier und vorhin habe ich die Bedeutung im Internet nachgelesen. Hier ein Auszug:

"Schreitet das Kamel gemächlich und gelassen durch Ihre Lebenskreise, dann will es Sie auf Ausdauer, Beharrlichkeit und Belastbarkeit aufmerksam machen. Möglicherweise sind Sie bei Etwas kurz davor aufzugeben oder umzukehren. Das Krafttier Kamel kommt jetzt deshalb zu Ihnen, um Ihnen Mut zuzusprechen und neue Kraft zu schenken, damit Sie auch den Rest des Weges schaffen. Ihre momentane Situation erscheint Ihnen womöglich wie eine irrsinnig lange Durstrecke, an deren Anfang Sie sich nicht mehr erinnern können, weil er schon so lange her ist, und deren Ende Sie nicht sehen können, weil das Ziel so weit entfernt ist. Das Kamel als Krafttier schenkt Ihnen neue Kraft, füllt Ihren Energiespeicher wieder vollständig auf und begleitet Sie bis zum Ende der Durststrecke. Falls Sie sich schon zu sehr verausgabt haben, nimmt Ihnen das Kamel auch gerne Lasten ab oder trägt Sie ein Stück des Weges, denn es will, dass Sie Ihr Ziel unter allen Umständen erreichen. Mit dem Krafttier Kamel an Ihrer Seite wird die zu überwindende Durststrecke zwar nicht kürzer, aber erträglicher, weil Sie nicht mehr allein sind, sondern einen Coach an ihrer Seite haben, der Sie immer wieder aufbaut. Das Kamel als Krafttier schenkt Ihnen die nötige Gelassenheit und Ruhe, damit Sie sich nicht von Ihrem Weg abbringen lassen und es schenkt Ihnen Durchhaltevermögen und Ausdauer, damit Sie all Ihre Ziele erreichen – egal wie lange oder beschwerlich der Weg bis dahin ist. Schreitet das Kamel als Krafttier in Ihr Leben, will es Sie also auf Ihrem Weg bestärken, auch wenn Sie das Gefühl haben, das sich gerade alles gegen Sie zu richten scheint. Mit Hilfe des Kamels als Krafttier lassen Sie sich auch nicht von Trugbildern, Täuschungen oder Fata Morganas beirren und können sämtliche Täuschungen als solche entlarven. Als Lastentier zeigt Ihnen das Kamel aber auch, dass man sich nicht überladen darf und gut vorbereitet sein sollte, wenn man eine lange Wegstrecke ohne Zwischenstops vor sich hat. Man unterschätzt die Länge des Weges schnell, wenn man ihn anfangs euphorisch, forsch und siegessicher beschreitet. Lassen Sie es also von Anfang bis Ende lieber ruhig angehen und teilen Sie sich Ihre Kraft gut ein, dann kommen Sie auch ohne größere Probleme sicher ans Ziel. [...]"
(Quelle: http://www.schamanische-krafttiere.de/krafttier-kamel.html)

Wenn ich nun noch einmal zu meinem ursprünglichen Grund zurückgehe, warum ich die Meditation überhaupt gemacht habe, dann passt dieser Text wie Arsch auf Eimer.

Ich bin auf meinem Weg zur Fülle, der ist schon lang und manchmal habe ich das Gefühl, dass sich einiges gegen mich zu richten scheint. ABER das Kamel fordert mich auf durchzuhalten. Es will, dass ich auf jeden Fall und unter allen Umständen ans  Ziel komme. Diese Worte tun so gut!!!! Und ich bin gleich viel entspannter und zuversichtlicher, habe wieder neue Kraft für das nächste Stück Weg.

Wenn du nun auf diesen Text gestoßen bist, dann sei dir sicher, dass das Kamel auch dir als Krafttier zur Seite steht. Auch du sollst an dein Ziel kommen, egal, wie dieses Ziel aussieht! Fühl dich hiermit zum Durchhalten aufgerufen!!!

Es mag Durststrecken geben, wir mögen Wüsten durchqueren, aber wir werden ankommen!!!

Fühlt euch herzlich gegrüßt!
Anja

Auch eine Wüste hat Oasen!
Foto: Anja Reiche